Nach draußen kann ich nur noch in Ausnahmefällen. Seitdem schaue ich viel bewusster und immer öfter aus dem Fenster. Es sind kaum noch Passanten auf der Straße. Nur selten fährt noch ein Auto vorbei. Immer öfter richtet sich mein Blick in den Himmel. Ich beobachte die Sonne, die vorbeiziehenden Wolken und den Wind in den Ästen der Bäume. Ein Vogelpärchen baut sich ein Nest. Beide fliegen aufgeregt hin und her.
Unwillkürlich muss ich an einen Satz denken, den Jesus einmal zu ganz vielen Menschen gesagt hat. Für viele von ihnen war es, soweit wir es wissen, damals auch nicht leicht.
Jesus forderte sie auf: „Seht die Vögel unter dem Himmel an: Sie säen nicht, sie ernten nicht, sie sammeln nicht in die Scheunen; und euer himmlischer Vater ernährt sie doch.“ (Evangelium des Matthäus, Kapitel 6, Vers 26)
Es ist ein heiß diskutierter Satz. Meist geht es in den Gesprächen um die Frage, wie viel Sicherheit sich ein Mensch schaffen soll und muss.
In diesen Tagen denke ich, dass Jesus vielleicht etwas ganz Anderes mit dem Satz ausdrücken wollte. Wenn ich dieser Tage in den Himmel schaue und die Vögel sehe, merke ich, dass es mich froh stimmt. Gott ist mit diesen Tieren, die so zuversichtlich ihre Kreise drehen. Und genau so ist er auch mit mir.
Ihre Dekanin Dagmar Häfner-Becker